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Das Logbuch:
Geschichten aus meinem Leben, Gedanken zu aktuellen Themen und sonstiger geistiger Unrat. Auch wenn mir vielleicht gar keiner zuhört, so darf ich hier wenigstens ausreden. Seite: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36] [37] |
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Montag, 24. März 2014 20:45
Die Krim-Krise ist im Grunde genommen ein unheimlicher Glücksfall für die Amis, vor allem für die derzeitige Regierung.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich ist, was die Russen da gerade abziehen, eine Riesensauerei und grob völkerrechtswidrig.
Trotzdem dürften es den USA sehr gelegen kommen, daß keiner mehr über die NSA-Affäre spricht, vor allem, und das finde ich am schlimmsten, geht der Fakt völlig unter, daß Obama in Bezug auf das routinemäßige Abhören von Telefonaten offenbar schlicht gelogen hat. Ich erinnere in dem Kontext nochmal daran, daß man einst gegen einen amerikanischen Präsidenten wegen einer Lüge ein Amtsenthebungsverfahren einleitete, und damals ging es "nur" um die Affäre mit einer Praktikantin. Aber der hatte auch keinen Friedensnobelpreis, für den er - so fair muß man sein - natürlich nichts kann.
Zurück zum Thema: Statt dessen gruselt sich der Pöbel aber lieber in Erwartung des dritten Weltkriegs, sofern ihm selbst das nicht völlig egal ist. Naja, gibt ja wirklich wichtigeres: Dschungelcamp, Promi-Dinner und Günther Jauch zum Beispiel.
Nun ist sie da, die willkommene Gelegenheit, den widerspenstigen Europäern endlich das Freihandelsabkommen unterzujubeln, indem man es ihnen als prima Werkzeug präsentiert, um dem bösen Russen eins auswischen zu können.
Die Argumentation ist folgende: US-Recht verbietet es, Gas in Länder zu exportieren, mit denen kein Freihandelsabkommen bestünde. Wenn man also Russland schaden wolle, müsse man einfach nur TTIP verabschieden, um den Weg für amerikanisches Erdgas frei zu machen. Geiles Argumentationskonstrukt, oder? Die Option, unabhängig von TTIP einfach US-intern diesen "Gas Export Ban" aufzuheben, wird von Seiten der Obama-Administration gar nicht zur Sprache gebracht, im Gegensatz zu diesem Herrn hier.
Aber selbst in dem Fall bleibt immer noch die alles entscheidende Frage, wie der begehrte Stoff überhaupt zu uns kommen soll. "Wireless Gas" wurde noch nicht erfunden und von einer Antlantikpipeline hab' ich auch noch nicht gehört. Die beste Idee bisher fand ich hier: White House’s secret magical natural-gas teleportation machine, geil, oder?
Bleibt schließlich der Transport per Schiff als einzige realistische Option, funktioniert ja bei Öl auch.
Nun, wer sich nun zu dem Thema im Netz ein bißchen schlau macht, wird schnell auf Berichte und Aussagen schlauer Leute stoßen, daß zur Zeit weder ausreichend Transportkapazitäten (in Form von Flüssiggastankern), noch die entsprechenden Terminals in den Häfen zur Verfügung stehen. All das müßte erst für viele Milliarden Dollar und unter erheblichem Ressourcenaufwand geschaffen werden und es würden viele Jahre ins Land gehen, bevor der erste Kubikmeter amerikanischen Gases durch europäische Leitungen flösse, mal ganz davon abgesehen, daß es immer noch unklar ist, wie lange der Boom mit dem dreckigen Schiefergas in den USA anhält.
Der Transport per Schiff schließlich ist teuer und energieintensiv, nebenbei - Stichwort: Schweröl - umwelttechnisch ebenfalls eine ziemliche Sauerei und rechnet sich wahrscheinlich auch nur bei einem entsprechend hohen Gaspreis.
Zu guter Letzt muß man sich die Frage stellen, warum man unter hohem Aufwand eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzen sollte, und ob man Frackinggas, gegen das man sich hierzulande aus guten Gründen und mit Händen und Füßen wehrt, statt dessen aus Amerika beziehen will auf Kosten der dortigen Umwelt. Im übrigen interessante Parallele zur grünen Gentechnick, ebenfalls in Europa undurchsetzbar, per TTIP vielleicht bald zwangsweise auf den europäischen Essteller gebracht.
Wie auch immer, das ganze Vorhaben ist mittelfristig völlig unrealistisch und daher wohl auch nur ein vorgeschobenes (verzweifeltes?) Argument für TTIP, denn so blöde, diesen Mumpitz selbst zu glauben, sind Obama und Konsorten sicher nicht. Und eigentlich glaube ich auch, daß die europäischen Verhandlungsführer sich der Unmöglichkeit einer solchen Konstruktion bewußt sind, wen will man also mit solchen Aussagen überzeugen? Glaubt man, damit Putin Angst zu machen? Auch das wäre dann in der Kategorie Verzweiflung einzuordnen, denn auch der Kreml dürfte sich davon nicht täuschen lassen. Ich glaube, man versucht lediglich Stimmung für TTIP zu machen, angesichts der steigenden Ablehnung hierzulande mutet das ganze schon nach Verzweiflungstat an.
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