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Das Logbuch:
Geschichten aus meinem Leben, Gedanken zu aktuellen Themen und sonstiger geistiger Unrat. Auch wenn mir vielleicht gar keiner zuhört, so darf ich hier wenigstens ausreden. Seite: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36] [37] |
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Montag, 02. August 2010 01:42
Ja, tatsächlich, ich habe es geschafft und bin in Hamburg angekommen. Tatsächlich bin ich fast schon wieder weg, soll heißen, morgen, vielmehr nachher geht's weiter. Ich sitze hier noch an Petras Rechner und versuche den Rückweg zu planen und in mein GPS einzuspielen. Vorerst aber noch schnell die letzten drei Etappenberichte abgetippt:
Etappe 04: Bad Driburg - Hannover, 06.08.2010
Es war die erste Etappe ohne Wegbeschreibung, nur mit einer Liste der zu durchfahrendsren Städte und ansonsten nur als Route im GPS gespeichert. Das hat erstaunlicherweise super funktioniert, die wenigen Verfahrer wurden meist sofort bemerkt und korrigiert, was viel Zeit eingespart hat, die ich leider nachher im Regen wieder verlieren sollte.
Die Beine waren nicht ganz so schwer wie auf der vorherigen Etappe, trotzdem lasse ich es ruhig angehen und rolle gemächlich dahin. Der Trend der letzten beiden Tage setzt sich fort, Berge ja, aber sie werden flacher. Einzig der letzte Buckel hatte es wirklich in sich, das war kurz hinter einem Ort namens Springe, wo es nochmal einige Kilometer über groben Schotter steil bergauf durch den Wald geht.
Ebenso steil geht es auf der anderen Seite wieder runter und meine Bremsen müssen nochmal so richtig arbeiten. Das war dann aber auch der letzte ernstzunehmende Berg und es geht über Felder hinaus auf's platte Land. Die Radwegsbeschilderung in Niedersachsen ist übrigens genauso lückenhaft wie in NRW, dafür wird man per Schild auf schlechte Wege hingewiesen (wie nett), größtes Ärgernis war wieder mmal der Regen, der mich mehrmals unter Brücken, in Bushäuschen oder Tankstellen und im Zweifelsfall sogar unter Privathausdächer trieb. (wo ich das Gespann auch prompt umwarf), so büßte ich viel Zeit ein und 3-4 Stunden der 5 Stunden Pausenzeit gingen wohl so drauf. Mein Rad fing kurz vor Hannover an zu quietschen und ich dachte zunächst an das Tretlager (zum Glück ein Irrtum.
In der riesigen Jugendherberge Hannover war der Teufel los, komplett belegt, überwiegend Jugendliche, dem Anschein nach aus ganz Europa, eine Megazucht in der Bude, welch eine Kontrast zur Ruhe in Bad Driburg, wo ich einer von fünf Gästen war. An kam ich um 21:15, nach Einchecken, Rad abstellen (sehr guter, trockener und warmer Fahrradkeller), Sortieren und Duschen war es viertel nach elf und kein restaurant in der Nähe hatte mehr auf. Also kam die Lupine das erste Mal zum Einsatz und ich machte mich solo auf den weg in die Innenstadt, um was zu essen zu besorgen und erlebe Hannover bei Nacht, was nicht allzuprickelnd ist, irgendwie ist ein Haufen Idioten unterwegs, aus dem Auto heraus brüllt mich einer unartikuliert an.
Im Vollblastmodus ist die Lupine übrigens eine Wucht, im Sparmodus schon eher ein Positionslicht aber immer noch heller als der Großteil der "zugelassenen" Radlampen.
Eigentlich wollte ich zu Subways, aber die hatten schon zu. Auf der Suche nach dem nächsten Fast Food- Tempel fand ich dann eine Dönerbude und schlug kurzentschlossen zu. ("Hammel- oder Hähnchenfleisch?") Gegessen wurde "daheim", also in der Jugendherberge, während ich das Tourtagebuch schrieb und nochmal den Tag auswertete. 110 km standen heute auf der Uhr bei einem Fahrtmittel von 14,1, was ganz ok ist.
Mein Zimmer teilte ich mit einem jungen Burschen namens Manuel aus München, der spontan Urlaub in Deutschland macht. Ich schätze ihn auf 18 bis 20, er ist ein ruhiger und netter Vertreter und schnarcht auch nicht, sehr gut!
Etappe 05: Hannover - Bispingen, 06.08.2010
Die Hannoveraner Massenabfertigung setzt sich auch beim Frühstück fort, ein riesiges Buffet, alleine das Teebeutelsortiment ist so groß wie bei anderen das ganze Buffet. Ich hab' nicht allzuviel Hunger, aber ich mache mir zwei Brote extra und lasse sie unauffällig in meiner Tasche verschwinden.
Beim morgendlichen Service treffe ich auf weitere Radler, Moritz z.B. ist unterwegs von Hamburg nach Barcelona. (Soviel zum Thema, ich wäre bekloppt!) Er hat sein Gepäck komplett am Rennrad verstaut, und fährt ebenfalls Etappen von rund 80 - 100 km. Wir haben mal Adressen ausgetauscht und er hat mir ein paar Radläden in Hamburg genannt, zu dem Zeitpunkt vermutete ich noch ein kaputtes Tretlager, aber es waren wohl doch nur die trocken laufenden Schaltungsröllchen, diue quietschten, nach ordentlich Öl war das Geräusch nämlich weg. Moritz ist noch bis zum 20.08. unterwegs, bzw. muß er bis dahin angekommen sein, will er seinen Rückflug erwischen. Da wünsche ich an dieser Stelle viel Glück.
Die heutige Tour verlief weitgehend problemlos, zum ersten mal verlief das fahren nach Wegbeschreibung fast perfekt, ein paar kleine verfahrer gab's zwar immer noch, aber die wurden ganz schnell korrigiert. Schnell und sicher ging es durch Hannover auch wenn ich einmal fast in einen Pulk von fünf Radler fuhr, die mir auf der linken Seite entgegen kamen. Als ich in der Nähe eines Zebrastreifens einen kurzen Orientierungshalt machte, wurde ich von mehreren Autos angehupt, die offenbar darauf warteten, daß ich die Strassenseite wechselte, ob wohl ich wirklich keine Anstalten dazu machte. Offenbar ist bloßes rumstehen innerhalb von 10 m um einen Zebrastreifen in Hannover verboten. relativ aprupt ging es dann aus Hannover arsue und über die A44. Nördlich davon folgte erstmal kilometerweise plattes Land, Keine Erhebung, soweit das Auge reicht, Heide unterbrochen von Feldern und ab und zu einem Wäldchen.
Erste Irritation gab es als ich an eine Schranke kam, die auf militärisches Übungsgelände hinwies, durch die meine Route gehen sollte. Kurz darauf kam ein Mann mit einem Bagger, der die Schranke öffnete und mir versicherte, daß man da durch dürfe, also weiter und wie ich kurze Zeit später sah, war ich auch nicht der einzige. Weiter ging's über Heide, Felder, Wälder und Käffer, dabei alle Arten von Wegen, von Matsch über Schotter bis Asphalt, aber nichts unfahrbares dabei, am unangenehmsten waren noch die Kopfsteinpflasterpassagen, die aufgrund der prallen Räder holprig waren. Auch das Wetter war heute auf meiner Seite, keinerlei regen, allenfalls der Wind war ein wenig lästig, meist von der seite, ab und zu von vorne, selten auch mal von hinten. In einem 5-Häuser-Dorf wurde ich von vier Hunden gejagt, die von einem privaten Grundstück einfach laut bellend auf die Strasse und hinter mir her rannten. Verdammte Drecksköter! Das ist so ein Grund, warum ich Hunde hasse! Angesichts dieser Meute gab' ich erstmal Fersengeld, gerne hätte ich ein paar Worte mit dem Besitzer gewechselt.
Irgendwann kam ich an den nächsten Truppenübungsplatz, offenbar ursprünglich von den ehemaligen englischen Besatzern, inzwischen Nato, hier ging es auf einer breiten Landstrasse, allersings ohne Seitenstreifen durch auf der auch ein Haufen Engländer unterwegs waren, die man auch ohne Ansicht des Nummernschilds am Fahrstil erkannte, die fuhren nämlich wie die Henker. Grundsätzlich viel zu schnell und so dicht an einem vorbei, hätte ich den Arm ausgestreckt, hätte ich den Außenspiegel abbekommen.
Im letzten Drittel der Etappe wurde es doch noch mal ein wenig hügelig, allerdings lachhaft verglichen mit dem, was ich hinter mir hatte. Bis zum Zielort ging es dann größtenteils entlang gut ausgebauter Landstrassen mit und ohne extra Radweg entlang, ab und zu muß ich auch mal über einen Feld- oder Waldweg. Dabei treffe ich bis kurz vor Bispingen immer iweder auf Artillerie- und Panzerübungsplätze und militärisches Sperrgebiet, die ganze Heide scheint ein einziger Truppenübungsplatz zu sein.
Die DJH Bispingen liegt noch vor dem Ort an der Strasse im Wald. Kurz vor der Ankunft kommt mir was großes braunes gemütlich entgegengetrottet. Was ich erst für einen Minibraunbär halte, entpuppt sich als besonders haariger Hund, der offenbar alleine unterwegs ist. Er schaut etwas verblüfft, macht dann aber Platz und trottet unbeirrt weiter.
Habe das versprochene Einzelzimmer bekommen, werde allerdings im Keller einquartiert, hat ein bißchen was von Führerbunker mit unverputzter Betondecke und Wänden, die grade mal weiß gestrichen wurden, außerdem ist es relativ kühl, aber eigenes Klo und Bodendusche. Für die Kackspuren im Klo und den vollen Mülleimer bietet man mir ein kostenloses Abendessen an, daß ich in ein Lunchpaket umwandeln lasse, auf dem Bett liegt außerdem ein Nivea-Probierset, das sollte für den Rest der Tour reichen. Nach einer Dusche bin ich in den Ort runter, erst zum Penny, Batterie- und Riegelvorrat auffrischen und dann zum Abendessen. Bei "De Ole Döns", der mir von der Herbergsmutti empfohlen wurde, kriege ich einen phänomenalen Rotbarsch mit Erbsen und Karotten und Bratkartoffeln, das beste Abendessen bisher. Das Hauspils "Wittinger" ist ein wenig dünn, aber ok, jedenfalls besser als die Alternative (Warsteiner). Aufs Essen musste man leider relativ lange warten, es war ziemlich voll und die Bedienung erschien mir reichlich bocklos. Zum Nachtisch gönnte ich mir noch Pfannkuchen mit Vanilleeis, anschließend ging es durch kalte ssternklare Nach zurück in die Herberge und todmüde in's Bett.
Etappe 06: Bispingen - Hamburg, 06.08.2010
An diesem Morgen kam ich nur sehr schwer aus dem Bett, was auch an der Kälte im Zimmer lag. Also erst noch mal heiß geduscht, bevor es zum Frühstück ging, das jugendherbergstypisch ausfiel. Zum versprochenen Lunchpaket gab's ein Wasser im Tetra-Pak, das perfekt in den Flaschenhalter passte. Der Braunbär von letztem Abend war übrigens der Hund der Herbergseltern, ein gemütlicher Zeitgenosse, der laut Aussage der Mutti gerne selbst seine Runde dreht so wie auch letzten Abend.
Genau um zehn Uhr bin ich gestartet, ein wenig verwundert wie schwer die Beine waren, da ist der Vortag wohl doch kräftezehrender als gedacht gewesen. Entsprechend piano ging es los und ich fuhr gleichmäßig wenn auch nicht eben schnell. Wieder funktioniert das Fahren nach Wegbeschreibung gut, meistens geht es über Radwege an Landstrassen, ab und zu ist auch ein Stück Sandweg durch die Pampas dabei. Am Ende von Nindorf traf ich auf ein Ehepaar mit Liegerädern, worauf sich ein interessantes Gespräch entwickelte, das mich eine halbe Stunde gekostet hat, die ich gerne investierte, denn die Liegeräder sind schick und am Yak ist man auch sehr interessiert. Als die beiden mich schließklich noch zum Kaffee einladen wollen, hab' ich aber doch abgelehnt, so gerne ich mitgekommen wäre, aber das hätte wohl doch zu lange gedauert. Als wir uns verabschiedet haben, frage ich mich, ob wir Adressen hätten austauschen sollen.
Die Gegend ist nach wie vor etwas hügelig, bisweilen kommt sogar Mittelgebirgsfeeling auf, daß nur durch die nordische Archtektur unterbunden wird. Kurz vor Harmstorf kommt ein Porsche von hinten angeblasen, überholt drei Autos und schafft es grade so zurück auf seine Spur, bevor er in einen Pulk Motoradfahrer krachen würde. Anschließend kachelt er mit bestimmt 120 Sachen in den Ort hinein. Es gibt schon echte Vollidioten.
Weiter ging es über die Käffer recht direkt nach Norden. An der Grenze zwischen Niedersachsen und Hamburg kam ich dann auf einen Wurzel, der XL bestimmt Spaß gemacht hätte, mit dem Bob aber echte Arbeit ist, über einen Baumstamm und zwei Riesensteine muß ich das Gespann schieben. Auf diesem Weg ließ ich ein Pärchen hinter mir, die sich ein wenig anstellten, in Harburg am Bahnhof sollte ich sie dann wieder treffen. Weiter ging es über die südlichen Vororte, schließlich Harburg und dann über die Süderelbe nach Wilhelmsburg, die Wegbeschreibung ist immer noch akkurat, auch wenn ich die falsche Brücke erwische.
Allmählich kommt mehr Industrie und Hafengelände. Ein Fußgängerbahnübergang ist so eng verschachtelt, daß ich ihn nebenan über die Gleise umgehen muß, was gerade so hinhaut. Auf dem Weg zum Elbtunnel traf ich auf immer mehr Radfahrer und Touristen. Am Elbtunnel angekommen, der Samstags für Autofahrer gesperrt ist, ging es erstmal mit einem Aufzug in die Tiefe. Mit in der Kabine ist einer, der mich fragt, der mich fragt, ob ich noch an's Nordkap will. Ich erkläre das Ziel meiner Reise und erfahre, daß ich mir mit den Cruise Days offenbar den richtigen Zeitpunkt für einen Besuch ausgesucht habe. Der Elbtunnel selbst ist gar nicht so lange, und ich kam relativ schnell am anderen Portal an. In der Tat war der Aufzug hier voll, mit mir noch vier Räder und fünf bis sieben Leute extra. Der Platz an den Landungsbrücken war ebenfalls voller Menschen, was ich aber rasch hinter mir lassen konnte. Als viel größeres Problem stellte sich die andere derzeitige Hamburger Großveranstaltung heraus, der Dom, wegen dem ich die Glacischausse umfahren musste, ein weiteres Problem sind die Glasscherbenteppiche, die um den Festplatz herum die Wege bedecken. Mein Navigon lotste mich durch einen Park voller Wasserspiele und wollte mich über diverse Treppenausgänge aus ihm herausschicken. Irgendwann fand ich einen Ausgang und kam weiter. Unterwegs kam ich noch an einem Biokostverkaufswagen vorbei, bei dem ich noch ein Wasser bekomme, bevor ich bei Petra einlaufe.
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