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Das Logbuch:
Geschichten aus meinem Leben, Gedanken zu aktuellen Themen und sonstiger geistiger Unrat. Auch wenn mir vielleicht gar keiner zuhört, so darf ich hier wenigstens ausreden. Seite: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] [32] [33] [34] [35] [36] [37] |
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Donnerstag, 29. Juli 2010 09:59
Halbzeit, höchste Zeit für einen kleinen Zwischenbericht. Sitze hier in der DJH Bad Driburg und da ich an mein Editiermenü nicht über das öffentliche Herbergsinternet rankomme, hat mir der Herbergsvater freundlicherweise zum Hochladen kurz mal seinen Laptop überlasen - danke dafür!
Etappe 01: Kelsterbach - Marburg, 26.07.2010
Die Tour fing äußerst "nass" an, aufgrund des saumäßigen Verhältnisse hab' ich vom ersten Tag leider so gut wie keine Photos.
Erstmal bin ich schon viel zu spät losgefahren, bis ich endlich fertig war, war es halb zwei. Bis Steinbach kam ich normal voran, dann fing es an zu schütten. Aufgrund des Zeitdrucks entschied ich mich, trotzdem weiter zu fahren, eine Regenjacke hatte ich dabei, die zugehörige Hose aber leider aus Gewichtsgründen zuhause gelassen. In Bad Homburg hab' ich mich dann das erste mal verfahren, da es die Strasse, die ich suchte anscheinend nicht mehr gab, obwohl ich laut Navi direkt darauf stand. Das Navi lotste mich dann aber doch Richtung Kaiser-Friedrich-Promenade, wo ich meinen Weg wieder fand. Inzwischen war meine 3/4 Überhose so durchnässt, daß ich sie auszog und nur mit der Innenhose weiterfuhr. Sah garantiert äußerst schwul aus, aber das war mir in dem Moment egal, Hauptsache nicht mehr den nassen Lappen an den Beinen, und die Regenjacke hing ja auch noch drüber. Erstes Opfer der Fahrt wurde die Gepäckspinne, die sich irgendwann im Wald an der A5 löste und sich in die Hängerradnabe wickelte. (Zum Glück nicht in die Speichen, sonst wäre der Trip wohl hier schon zu Ende gewesen.) Als ich an der Raststätte Wetterau vorbei war, hörte es endlich mal auf zu regnen und ich machte die erste kurze Pause. Da sah das Gespann schon aus wie Sau, das kurze Stück durch den Wald hatte bereits seine Spuren hinterlassen.
Anschließend hab' ich mich von Ort zu Ort gehangelt, meine mühsam zusammengestellte Wegbeschreibung dabei nur teilweise zu Rate gezogen und oft das Autonavi bemüht. Aber auch das war nicht immer hilfreich und wollte mich einmal sogar auf die Autobahn lotsen, was ich nur durch einen Ausflug hinter die Leitplanke in die Botanik noch verhindern konnte, was noch mehr Sauerei Am Gespann machte. Irgendwie hab' ich es dann doch bis nach Giessen geschafft, von dort aus war dann der Radweg bis nach Marburg wunderbar ausgeschildert und ich kam Am Ende trotz erneuten Regens noch ganz gut voran und erreichte die Herberge noch rechtzeitig um 21:45.
Sehr ungehalten war ich, daß man trotz Bestätigungsmail meine Einzelzimmerbuchung verschlampt hatte. Half aber alles nichts und so kam ich in ein Mehrbettzimmer mit allerdings sehr netten Mitbewohnern. Drei Polen, Anja, Ada und Sebastian, die ihrerseits eine Autobahntour durch Deutschland machten und schon 1000 km hinter sich hatten, jetzt waren sie bereits auf dem Weg zurück nach Hause.
Deutliche Spuren hatte die Nässe hinterlassen, die Schuhe waren total durch und sind bis heute nicht trocken, selbst das eigentlich eingepackte Handy hatte vom Kondenswasser Tropfen im Display, die Tasten funktionierten nur noch teilweise und ich schaltete es vorsichtshalber erstmal aus. Fahrad, Hänger und Tasche waren sowieso total vermatscht, die Tasche hab' ich in der Dusche erstmal notdürftig abgewischt, bevor ich sie in's Zimmer gestellt hab'.
Unten bekam ich noch eine Pizza und ein Bier und war fast schon wieder versöhnt.
Die Nacht war ganz angenehm bis auf die Spinne, die ich irgendwann am Bein entlang krabbeln fühlte. Hab' sie noch flüchten sehen, und leider nicht mehr erwischt. Sebastian, der übrigens dezent schnarcht, fand sie dann am nächsten Morgen.
Etappe 02: Marburg - Edersee, 27.07.2010
Am nächsten Morgen war der Sattel immer noch nicht wirklich trocken. Auch die Schuhe waren wie gesagt noch nass und so fuhr ich mit den "guten" Schuhen, die eigentlich für's abends weggehen gedacht waren. Nachdem mir am Vortag untenrum öfter mal alles eingeschlafen war, versuchte ich heute mal ohne "Windel" zu fahren.
Das Frühstück war ok und so startete ich nach einem kleinen technischen Service um etwa halb elf Richtung Edersee, zunächst noch bei gutem Wetter. das hielt sich nicht lange und so kam ich bereits kurz nach Marburg in den ersten Guss, den ich unter einer Brücke abwartete. Ich kam anschließend trocken bis zum nächsten Ort, wo es wieder anfing, hier rettete mich eine Bushaltestelle. den Rest des Weges kam ich relativ ungestört voran abgesehen von einigen kleineren Nieselabschnitten. Aber auch so war die Etappe eine Nervenprobe. Es ging durch die hessischen Berge eigentlich pausenlos rauf und runter, Höhenmeter, die ich mir gerade mühsam erarbeitet hatte, wurden sofort wieder vernichtet, das ganze zu einem guten Teil auf Waldwegen, die ich fast weigere, sie als solche zu bezeichnen, Matsch oder loser grobkörniger Schotter, bergauf saugt es dir die Kraft aus den Beinen, bergab hat man nichts vom Gefälle, weil viel mehr als Schrittgeschwindigkeit kaum zu beherrschen ist. Hier kamen leider die auf der Strasse so wunderbar laufenden Hurricanes an ihre Grenzen, die Seitenführung vorne ist nicht so gut und so rutscht einem in schneller angegangenen Kurven auf schlechtem Untergrund gerne mal das Vorderrad weg.
Für die allgegenwertigen Pferdebremsen und Stechmücken ist man als solcher Schleicher natürlich eine leichte Beute, dementsprechend hab' ich heute reichlich Blut gespendet, Rücken und Unterschenkel sind rot gesprenkelt.
Zu allem Überfluß hab' ich mich dreimal total in der Pampas verfranst, einmal mitten in dichtestem Wald, wo ich mindestens anderthalb Stunden auf der Suche nach dem richtigen Weg vergeudete. Da half auch das GPS nicht viel, außer mir anzuzeigen, daß ich mich immer weiter vom nächsten Wegpunkt entfernte, jedesmal, wenn ein Weg in die richtige Richtung wies, wich er irgendwann davon ab. Frustriert mache ich Pause und bin froh über die vortags verschmähten Toastbrote, die ich mir zuhause noch geschmiert hatte.
Irgendwann kam ich dann doch aus diesem Wald raus und mit etwas Hilfe des Navigon fand ich dann auch über Berge, Käffer, Felder und Wälder bis zum Edersee, da machte das Navi allerdings schlapp und ich musste den Rest des auch nicht mehr in der Beschreibung stehenden Weges nach Beschilderung fahren. Ein kurzer Kontrollanruf bei der nächsten Station bestätigte mir, daß ich nach Vöhl bergauf (und nicht nach Asel bergab) musste. (Mist!) Schließlich war es halb acht, bis ich da war und aus 65 geplanten waren 80 gefahrene km gekommen. Da bin ich ganz schön weit vom Weg abgekommen.
Die Privatpension in der ich übernachtete, erwies sich als verhältnismäßig luxuriös. Großes Bett, eigenes Bad und sogar Fernseher auf dem Zimmer. Nachdem ich mir den sehr pessimistischen Wetterbericht für den nächsten Tag reingezogen hatte ging's unter die Dusche, wo ich den verlust meines Duschgels bemerkte. In Marburg hat sich sicher jemand drüber gefreut, das war noch fast ganz voll. Der Flüssigseifenspender auf dem Waschbecken half für heute mal aus. Im gegenüberliegenden Gasthof bekam ich dann einen sehr guten Zander mit leider schwarzen Bratkartoffeln und Salat, dazu anderthalb Bier, die richtig reinhauten und zum Schluß zwei koffeinfreien Kaffee. (Man braucht schließlich seinen Schlaf.) Todmüde fiel ich nachher in's Bett.
Etappe 03: Edersee - Bad Driburg, 28.07.2010
Nach einer erholsamen Nacht und einem üppigen Frühstück bezahlte ich (war wirklich günstig) und es ging weiter. Diesmal ließ ich meine Wasserflasche stehen, andere Leute nehmen aus dem Urlaub Souvenirs mit, ich Dussel lasse den Leuten welche da.
An diesem Tag waren die Beine richtig schwer. Nach den Desastern des Vortages hab' ich diesmal ungewisse Waldwege gemieden und bin im Zweifelsfall lieber Bundes- oder Landstrasse gefahren. Wenn die 40-Tonner an einem vorbeirauschen, versucht man lieber nicht an die Gefahren zu denken, sondern erfreut sich am Rückenwindschub, den sie einem bringen. Vor mir lief eine Maus über die Strasse, in dem Moment überholt ein Auto und erwischt das Vieh so, daß es im hohen Bogen durch die Luft fliegt.
Alles in allem kam ich ein bißchen besser voran als am Vortag, was sowohl an den besseren Wegen als auch an den nicht mehr ganz so schlimmen Steigungen liegt, auch wenn es nach wie vor fast pausenlos rauf und runter ging. Ich war trotzdem so kaputt, daß ich bergab meist nur rollen ließ, was den schnitt drückte, aberdie Kraft für die Anstiege sparte, die in der Regel auf dem kleinsten Blatt bewältigt wurden. Die Verfahrer hielten sich in Grenzen, und die Wegbeschreibung war doch einigermaßen brauchbar, hinter Bad Arolsen konnte ich dann auch noch die Beschilderung in Anspruch nehmen, die sich größtenteils mit der Beschreibung deckte. Den Bundeslandswechsel erkannte ich dann recht auffällig an der Farbe der Radwegschilder (Hessen: grün, NRW: rot) In NRW ist die Beschilderung allerdings nicht ganz so gut wie in Hessen, bisweilen fehlen auch mal Schilder an Abzweigungen oder sind durch Gestrüpp geschickt versteckt, hier gibt's sicher noch Optimierungspotential. Trotzdem konnte ich den Schildern über Willebadessen bis nach Bad driburg folgen. Vom regen blieb ich bis auf zweimal Niesel in Willebadessen verschont. Beide Male mußte ein privater Carport als Unterstand herhalten. Danach wurde das Wetter besser, zeoitweise herrschte schönster Sonnenschein und ich kam relativ früh um kurz nach sechs in der DJH an, wo ich einer von fünf Gästen war. Diesmal klappte es mit dem Einzelzimmer, obendrauf gab's ein paar Probierpackungen Duschgel, was die Hygiene erstmal sicherstellte. Mein leeres Navigon nahm der Chef netterweise zum Laden mit nach Hause. Zum Abendessen bin ich runter in den Ort (Kurort, lauter Kaputte), eigentlich wollte ich Spagghetti, die waren aus und so begnügte ich mich mit einem Schnitzel, ein kurzer Anruf nach hause und ein kurzer Schnack mit ein paar anderen (Kur-)gästen ("Dabbisch, das klingt so hessisch"), dann hatte ich auch mein Essen.
Der Wetterbericht für heute ist mal nicht allzu schlecht, nach Angabe des Herbergsvaters steht mir noch eine Bergetappe bevor und ich habe so meine Zweifel, ob meine Beine das mitmachen. Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, ich melde mich wieder.
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