Mittwoch, 02. September 2009 23:53
...verschon' mein Haus, zünd' ein anderes an.
So könnte man zur Zeit das Gebahren mancher Kommunen in den Einflugschneisen beschreiben. Da beklagt sich Offenbach verständlicherweise über den mit der Nordwestbahn zu erwartenden Anstieg des Fluglärms und fordert eine Auffächerung der momentan über ihrem Stadtgebiet gebündelten Flugrouten um den Lärm weitflächiger zu verteilen. Das wiederum ruft die Nachbarkommunen auf den Plan, konkret zum Beispiel den Frankfurter Ortsbeirat 11 (Stadtteile Fechenheim, Seckbach, Riederwald), der verständlicherweise wenig Interesse hat, ihr Stadtgebiet zusätzlichem Lärm augesetzt zu sehen und fordert den Frankfurter Magistrat auf, sich dafür einzusetzen, den Flugkorridor möglichst schmal zu halten um die "Anzahl der Betroffenen so gering wie möglich" zu halten.
Jeder ist sich eben selbst der nächste. Verständlich ist es natürlich irgendwo. Weder kann Offenbach Interesse an noch mehr Lärm haben, noch würden benachbarte Kommunen und Stadtteile über neuen Lärm durch Verlegung der Flugrouten über Ihr Gebiet freuen.
Bemerkenswert dürfte bei diesem Konflikt allerdings sein, daß die Stadt Frankfurt mit rund 20% einer der Hauptanteilseigner der Fraport ist, also direkt mit dem Flughafen und indirekt damit natürlich auch mit jedem Flug Geld verdient. Unter diesem Aspekt halte ich persönlich die Offenbacher Forderung für absolut gerechtfertigt. Frankfurt als Nutzniesser UND Befürworter des Ausbaus sollte selbstverständlich auch die damit verbundenen Belastungen (mit-)tragen. Ein Eingreifen des Frankfurter Magistrats auf Seiten der eigenen Ortsbeiräte wäre in meinen Augen dementsprechend auch ziemlich scheinheilig. Allerdings glaube ich nicht wirklich, daß das die Frankfurter Stadtoberen groß stören wird. Sie werden es wohl machen wie ihre Oberbürgermeisterin Frau Roth, die zwar immer für den Ausbau war, die Nordostvariante aber wegen der zu erwartenden Belastungen ihrer Wähler gleichzeitig kategorisch abgelehnt hat. Das unausgesprochene Motto war: "Ausbau gerne, aber bitte nicht bei mir!"
Und so war es auch nicht die Fraportanteilseignerin Frankfurt, die ihren Wald opfern musste, sondern das "Bauernopfer" Kelsterbach, ohnehin schon stark "verinselt" und ohne große Lobby. Offenbach wird wohl ein ähnliches Schicksal erleiden, Gründe werden sich schon irgendwie finden lassen.
Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 31.08.2009
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