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Geschichten aus meinem Leben, Gedanken zu aktuellen Themen und sonstiger geistiger Unrat. Auch wenn mir vielleicht gar keiner zuhört, so darf ich hier wenigstens ausreden.

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Im Namen der Umwelt

Dienstag, 11. November 2008 21:05  
Aus aktuellem Anlaß mal wieder ein paar Gedanken zum Thema "Sinnvoller Umweltschutz".

Da geht es um ein Maßnahmepaket, daß unter anderem eine Verschrottungsprämie für Altautos und zinsgünstige Kredite für den Neuwagenkauf beinhaltet. Alles mit dem Ziel, den Neuwagenkauf anzukurbeln und die Automobilhersteller aus der Krise zu retten. Damit wird so nebenbei endlich mal das ausgesprochen, was wirklich hinter der seit vielen Jahren im Namen des Umweltschutzes veranstalteten Gängelung von Besitzern alter Autos steckt, nämlich rein wirtschaftliche Interessen.

Bei sowas wird ja immer wieder gerne der Umwelt- respektive seit kurzem der Klimaschutz vorgeschoben, imho eine krasse Verdrehung der Tatsachen. Ich stelle die gewagte These auf, daß sich ein solches Maßnahmenpaket wie hier gefordert klimatechnisch eher negativ als positiv auswirken würde.

Ignoriert wird nämlich immer wieder völlig, daß nicht nur der Betrieb eines Autos, sondern auch und vor allem dessen Herstellung und Entsorgung eine enorme Belastung für die Umwelt darstellen. So entstehen bei der Herstellung eines Autos (Quelle: umweltlexikon-online.de) bei Hersteller und Zulieferer insgesamt durchschnittlich etwa 2,1 Tonnen Abfall, rechnet man noch die Rohstoffgewinnung mit ein, kommen wir auf rund 25 Tonnen, das zwanzigfache(!) des Eigengewichts. Vom enormen Energieaufwand in Produktion, Rohstoffgewinnung (z.B. Stahlverhüttung) und Transportleistungen mit den damit verbundenen Schadstoffemissionen (u.a. das böse, böse CO2) ganz zu schweigen. Und selbst wenn man annähme, daß (was sowieso unmöglich ist) neue Autos zu 100% aus recycleten Altautos hergestellt würden, wäre der Energieaufwand durch die Wiedergewinnung der Werkstoffe immer noch enorm.

Leider macht sich aber kaum einer mal die Mühe, die Negativeffekte von Produktion und Entsorgung eines Autos auf dessen Lebenszeit umzurechnen, und damit die Frage zu klären ab welcher Lebenszeit/Laufleistung sich ein Neuwagen umweltschutztechnisch positiv auswirken würde. Es kämen wohl sehr unangenehme Wahrheiten an's Tageslicht, die freilich keiner in den Führungsetagen der Automobilkonzerne sehen möchte. Die Frage ist doch, was ist letztendlich ökologischer? Sich alle paar Jahre ein neues Auto zu kaufen oder die alte Möhre zu fahren, bis sie wirklich kaputt ist?

Wenn es wirklich um die Umwelt gehen würde, wären für ältere Fahrzeuge längst Umrüstsätze (Kats, Rußpartikelfilter, etc.) flächendeckend im Handel. Aber das lohnt sich für die Hersteller natürlich nicht, würde außerdem den Neuwagenhandel weiter belasten und wird deshalb konsequenterweise nicht weiter verfolgt. Alles getreu dem alten Unternehmermotto "Der Schornstein muß rauchen!"

Wenn also einer meint, er täte der Umwelt einen Gefallen, wenn er seine vermeintliche "Dreckschleuder" wegschmeißt, und sich über Jahre verschuldet, um sich einen neuen Wagen zu kaufen, dann ist er vermutlich genauso auf dem Holzweg wie mit vermeintlichem Biosprit. (Für die Erzeugung desselben wird nämlich mitunter schon mal Regenwald gerodet, was ihn effektiv zu einem Klimakiller macht.)

Zweiter unschöner Nebeneffekt solcher Maßnahmenpakete ist die systematische Vernichtung automobilen Kulturguts, die bereits mit entsprechender Besteuerung, der Erhöhung des automobilen Rentenalters, also die Anerkennung des Oldtimer-Status auf 30 Jahre und zuletzt sogar der Abschaffung der roten Werkstattkennzeichen vorangetrieben wurde. Die Hürden, die einem in den Weg gelegt werden bei dem Versuch, einen alten Wagen über die Zeit zu retten, werden immer größer.

Die Youngtimer von heute sind die Oldtimer von morgen und dementsprechend sollten auch diese der Nachwelt erhalten bleiben. Natürlich geht es nicht darum, jede "Rostlaube" aufzuheben, und die unrettbare Mehrheit sollte nach Ende der sinnvollen Nutzung auch der Wiederverwertung zugeführt werden. Allerdings sollte man auch nicht mit Gewalt die "guten" Exemplare aus dem Verkehr zu drängen versuchen. In Frankreich gab es schonmal so eine "Ausmistaktion" mit dem Ergebnis, daß eine ganze Automobil-Generation dort heute quasi ausgestorben ist.

Ich sehe es schon kommen.... so wie heute an 5-10 Jahre alten Autos die Zettelchen der Kiesplatzhändler mit besten Verbindungen nach Rußland und Afrika hängen, werden nach Einführung einer Verschrottungsprämie die richtig alten Autos das Ziel windiger Geschäftemacher sein. Opa Willi von nebenan werden sie den gepflegten E-Rekord für'n Appel und'n Ei abschwatzen um ihn nachher mit Gewinn in die Presse zu schicken. Der Oldtimerfreund schaut mit Tränen in den Augen zu, weil seine Garage bereits vor alten Schätzen überquillt und ihm die Frau mit Scheidung droht. Opa Willi derweil versenkt die grade ausbezahlte Lebensversicherung in einen schicken neuen Toyota mit Dreizylinder-Nähmaschine und wähnt sich als Umweltfreund.
 

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