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Das Logbuch:

Geschichten aus meinem Leben, Gedanken zu aktuellen Themen und sonstiger geistiger Unrat. Auch wenn mir vielleicht gar keiner zuhört, so darf ich hier wenigstens ausreden.

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Niedergang

Freitag, 23. März 2012 20:41  
Neue Gerüchte über Werksschließungen bei Opel (wdr.de)

Es ist mal wieder soweit. In Detroit fliegen die Cadillacs wieder mal besonders tief, mit einem Milliardengewinn im Rücken kann man wieder selbstbewusst rumpoltern und so wird erneut ganz offen über die Schließung der Opel-/Vauxhallwerke Bochum und Ellesmere Port debatiert, man habe eine Überkapazität von 500.000 Fahrzeugen im Jahr und müsse diese reduzieren.

Natürlich ist man sich in Detroit absolut keiner eigenen Schuld bewusst, was die Misere von Opel und Vauxhall angeht:

  • Kein Wort davon, daß man Opel jahrzentelang unfähige amerikanische Manager vor die Nase gesetzt hat.
  • Kein Wort davon, daß GM seit Jahrzehnten in Rüsselsheim entwickelte Automobile in der ganzen Welt mit Profit verkauft.
  • Kein Wort davon, daß die Sparpolitik, die letztlich den Niedergang der Fertigungsqualität in den 90ern eingeläutet und Opels Image nachhaltig geschädigt hat ebenfalls von ganz oben aus Detroit verordnet wurde.
  • Kein Wort davon, daß als Chevrolet umgelabelte Daewoos ganz selbstverständlich in Opels Kernmarkt verkauft werden dürfen, man Opel im Gegenzug aber nach wie vor den Zugang zu Wachstumsmärkten (z.B. in Asien) verwehrt.
  • Und vor allem kein Wort davon, daß GM selbst als Pleitekandidat vor ein paar Jahren noch vom amerikanischen Steuerzahler mit (je nach Quelle) 15 - 50 Milliarden(!) Dollar gerettet werden musste. Ohne diese Hilfen gäbe es GM heute nicht mehr und die Leute, die heute dort das Maul aufreissen säßen auf der Strasse.

Als GM Opel behalten hat, war ich ehrlich gesagt erstmal beruhigt, zu dubios waren mir die Alternativen Magna und Sperbank, Fiat oder gar chinesische Investoren, tatsächlich hatte ich ja z.B. auf Renault oder PSA als Käufer gehofft, aber hier bestand offenbar kein Interesse. Und so erschien mir der Verbleib bei GM da letztlich noch als das kleinste Übel und ich war naiv genug, echte Hoffnung zu hegen, man habe zumindest ein bißchen was gelernt und seine Konsequenzen aus Fehlern der Vergangenheit gezogen. Aber ich habe mich anscheinend gründlich geirrt. Die Zusagen, man würde Opel mehr Freiheiten gönnen und den Zugang zu neuen Märkten eröffnen, erwiesen sich letztlich auch als pure Lippenbekenntnisse.

Inzwischen bin ich mir daher nicht mehr so sicher, ob ein Verkauf damals nicht doch die bessere Alternative gewesen wäre und auch die angekündigte Partnerschaft mit PSA trägt nicht dazu bei, beruhigend zu wirken. Wie man bei GM bezüglich Behandlung der eigenen Töchter tickt, hat man kürzlich auch bei der Abwicklung von Saab gesehen. Ich bin beileibe kein Freund vom Einstieg von Chinesen in europäische Firmen, mit seiner Blockadehaltung hat GM Saab aber sehenden Auges zum Tode verurteilt. Tausende Arbeitsplätze futsch, eine Marke mit Tradition gedankenlos vernichtet, quasi: "Ich will dich nicht mehr haben, dein Weiterleben interessiert mich nicht, geh' sterben!"

Und ich befürchte inzwischen auch für Opel das schlimmste, GM hat Opel nur nicht verkauft, weil man schlicht noch nicht konnte. Zu abhängig ist man von der Entwicklungskapazität in Rüsselsheim. Man braucht schlicht noch Zeit, Patente und Technologien aus Opel herauszulösen, sowie Fertigungs- und Entwicklungskapazität nach Fernost zu verlagern. Und es geschieht bereits, heimlich, still und leise. Der Antara: Ein Daewoo, gebaut in Korea. Der neue Combo: Ein Fiat, gebaut in der Türkei. Der Mokka: Zwar noch in Rüsselsheim entwickelt, gebaut aber wiederum von Daewoo in Korea.

Ja, richtig: Man lässt Opels in Korea bauen, beklagt sich aber darüber, daß die europäischen Werke nicht ausgelastet sind. Klingt extrem bescheuert, dürfte aber weniger Dummheit als vielmehr kühler Berechnung entspringen.

Werksschließungen sind außerdem ein Weg, die Opel-Verkäufe in Europa weiter zu drücken und damit weiteren künftigen Stellenabbau rechtfertigen zu können.

Was wird wohl passieren, wenn man Bochum und Ellesmere Port dichtmacht? Als Engländer würde ich anschließend keinen Vauxhall mehr kaufen, ebenso dürfte im Ruhrgebiet kaum noch einer mehr Opel fahren. Und das völlig zu Recht. Der Marktanteil wird also schon deswegen weiter einbrechen zumal schlechte Presse wie Gerüchte über Werksschließungen auch nicht gerade ein Verkaufsstimulant sind.

Ich glaube ja, man hegt abstruse Träume, irgendwann mit billigen Fernostproduktionen groß im europäischen Geschäft mitzumischen, soll heißen, Opel langfristig mit der Konzernmarke Chevrolet zu ersetzen oder vielleicht Opel als Fassade und reines Label zu behalten mit Produktion (und am Ende sogar Entwicklung?) in Korea. Billig produziert in Fernost, für teuer Geld verkauft in Europa und in Amerika klingelt die Kasse. Das ist der pure kurzsichtige, rücksichtslose, egoistische und langfristig sehr dumme und selbstzerstörerische Turbokapitalismus der uns Finanz- und Weltwirtschaftskrise erst bescheert hat.

Schöne neue globalisierte Welt! Entschuldigt mich, ich geh jetzt erstmal kotzen!
 

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